DIREKTÜBERTRAGUNG (Situation, Rezeption)

Performance ist immer Bezugnahme. Sie ist situativ und direkt. Wie sieht die Zukunft der Rezeption ephemerer Kunst aus?

Zwischen den Performer*innen und dem Publikum eröffnet sich ein Wahrnehmungsraum, ein geteilter Raum, der «schauende Zwischenraum», der von allen Anwesenden beatmet, aufgeladen und transponiert wird. Kopräsenz und Zeugenschaft sind dabei wesentliche Begriffe für die Rolle des Publikums. Aus diesen Verhältnissen von Übertragung und Identifikation sind im Anschluss Übersetzungen, Vermittlung und Resonanzen in jeglicher Form gefragt. Austausch und die Erzählung danach sind wesentlich für eine Fortschreibung des Gezeigten. Performance Kunst vernetzt Informationen und schlägt Bögen in die Vergangenheit. Sie geht auf Tuchfühlung und in Auseinandersetzung mit dem Ort, dem Moment, dem Material, dem Zuschauer, ist simpel und anspruchsvoll zugleich. Manche konzentrieren ganz auf in kapitelunterteilte Erzählungen und Bilder. Andere ergreifen das Publikum mit wuchtigen Handlungen oder grossem Sprachduktus, mit Körperintelligenz oder zeichenhaften Wortkörper-Kompositionen.

Zugleich wird nach unterschiedlichen Dokumentationsstrategien gefragt, die die Performance Kunst «after the act» lebendig halten, fassen, haltbar machen, sammeln, archivieren, ankaufen, wiederaufführen, re-aktualisieren, neu-erzählen wollen. Ohne in die historisierende Falle zu tappen, werden Scheinwerfer in eine Zukunft gerichtet.