Gisela Hochuli

Die Performance ist eine Hommage an einige Kunstschaffende, welche als Pionier_innen die Anfänge der Performance Art von den 1960er- bis in die 1980er-Jahre in der Schweiz geprägt haben. Bezug nehmend auf ausgewählte Arbeiten von Niki de Saint Phalle, Eva Fuhrer, Janet Haufer, Norbert Klassen, Manon, Ruedi Schill, Anna Winteler sowie der Frauenrakete und der Groupe Ecart habe ich eine eigenständige Arbeit entwickelt. In Zusammenarbeit mit der Kunstwissenschaftlerin Wanda Seiler ist zur Performance ein Textheft entstanden, welches die Entstehung von In touch with some P’s beleuchtet und die referenzierten Künstler_innen vorstellt.

 

Birgit Widmer als Zeugin für Lumpen Station

Gisela Hochuli

Bereits beim Betreten des Museum Tinguely ist mir der Tisch mit Details der Performance von Hochuli aufgefallen. Das wunderbare Zitat auf Karton geschrieben: Life is Art enough. Welches ich für mich sofort gedreht habe: Art is Life enough

Der schwarze schlichte Tisch, weiss ein A4 Blatt darauf mit einer Art quer liegendem Mond (oder Mund)? Das kleine braune Holzschemelchen am Boden vor dem Tisch.

Der Beginn der Performance ist still. Die Performerin bewegt sich mit dem Holzschemelchen vor- und rückwärts um den Tisch. Vage evoziert diese Handlung das Bild eines strengen Nummerngirls im Zirkus. Danach hält sie das weisse Blatt mit dem ausgeschnittenen queren Mond vors Gesicht. Das Gesicht ist verborgen. Sie streckt die Zunge durch diesen Schlitz. Sie bewegt die Zunge. Dies sieht sehr bizarr aus, es erheitert und befremdet mich gleichzeitig. Das Blatt befestigt sie nach dieser Sequenz am Tisch. Die Performanceteile werden mit Textzitaten von Performances erläutert, wie: Nichts hinterlassen von Janet Haufler. Norbert Klassen: Nichts. Manon: Ich bin meine eigene Leinwand. Mein Körper ist der Bleistift von Eva Fuhrer.

Eine folgende Performance-Sequenz weist auf ein weiteres Requisit hin: ein Tisch, gedeckt mit einem weissen Tuch, draufgestellt sind weisse Plastiksäcke. Die Performerin füllt diese mit Farbe und die bis anhin eher cleane, schwarz-weisse Inszenierung wird bunt, durch die Farbe welche aus den Säcken tropft: grün, rot, gelb, blau. die Inszenierung gewinnt an Spannung und wird lebendig. Nicht nur die Objekte bekommen Farbe, auch die Performerin selbst kleidet sich um und wird bunt. Sie wird laut, sie trägt eine schwarze Maske, sie montiert high heels, sie steigt auf den Tisch, sie schwingt eine Lichterkette wie ein Lasso. Es wird laut, sie schreit, die Szenerie evoziert Bedrohung.

Was folgt ist ein ruhiger Teil nicht minder unbehaglich. Die Performerin bewegt das kleine Schemelchen zwischen ihren Beinen hin und her. I shot against Niki de Sait Phalle. Im letzten Teil der Performance bewegt sich die Performerin mit nacktem Unterkörper, in silberner Daunenjacke, ein Bein hebend auf allen Vieren kriechend aus dem Blickfeld der Zuschauer. Dies wirkt auf micht verletzlich, gleichzeitig absurd und ein wenig, ein ganz klein wenig aufgesetzt.

Mir gefiel an der Performance von Hochuli die sorgfältige Objektwahl der Requisiten, die Inszenierung dieser, die Textzitate, sowie der Spannungsaufbau und das wunderbare Erscheinungsbild als sehr wandelbare Person.